Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor einer globalen Bedrohung: der Infodemie. Der Begriff beschreibt eine Epidemie der Informationen, die vor allem in humanitären Krisen auftritt. Während einer Infodemie entsteht eine „Flut von teils falschen oder irreführenden Informationen“, die sich schnell verbreitet. Dieses Phänomen wurde erstmals im Zuge der weltweiten Corona-Pandemie beobachtet und benannt, lässt sich jedoch auf verschiedene komplexe und emotionale Themen übertragen: Migration und Flucht, Krieg, Klimawandel, Gesundheit und Medizin, Geschlechtergerechtigkeit.

In Zeiten parallel verlaufender Infodemien braucht es Aufklärung und Qualifizierung, um wahre von falschen Informationen zu unterscheiden. Hier greift SPREUWEIZEN ein. Die Bildungsinitiative organisiert Workshops und Fortbildungen für Jugendliche, Lehrkräfte, pädagogisches Fachpersonal und Eltern, um den kritischen Umgang mit Nachrichten zu fördern – mit einem besonderen Ansatz. 

SPREUWEIZEN vermittelt Medien, Journalismus und Politik praktisch und spielerisch im Unterricht, Seminarraum oder auf dem Podium – unterstützt von einem breiten Netzwerk aus engagierten Menschen. Bundesweit bildet die Bildungsinitiative für Nachrichtenkompetenz junge Erwachsene zu grundlegenden, aber auch kontroversen Themen des deutschen Mediensystems aus.

Anschließend bringen die sogenannten Multis ihr Wissen in Schulen, Jugendzentren oder Fachveranstaltungen ein und tauschen sich mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und politischen Bildnerinnen und Bildnern aus. So entsteht ein Dialog auf Augenhöhe über Trends und Phänomene des digitalen Medienzeitalters – nah an der Sprache, Lebensrealität und tatsächlichen Mediennutzung Heranwachsender.

Verschiedene Workshopmodule thematisieren beispielsweise die Grundlagen des Journalismus, die Arbeit von Redaktionen und die (bedrohte) Pressefreiheit. Auch die Wirkungsweise sozialer Medien, Influencing und die Macht künstlicher Intelligenz stehen im Fokus. Zudem lernen die Teilnehmenden, wie sie Lügen im Netz entlarven und Fakten von Fälschungen oder solchen Informationen unterscheiden, die eine bestimmte Absicht verfolgen. So wie im Lernspiel Journalismus. 

Hier wird das Szenario eines Katastrophenalarms entworfen: Die Bundesregierung warnt in einer SMS vor akuten Überschwemmungen durch Starkregen. Menschen in betroffenen Gebieten werden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Nun sollen die Schülerinnen und Schüler herausfinden, was passiert ist. Sie müssen Informationen beschaffen, Nachrichten überprüfen und einordnen sowie Stellungnahmen aus der Politik, von Rettungskräften und Betroffenen bewerten.

Das Team von SPREUWEIZEN sucht kreative Wege, um Nachrichtenkompetenz und Medienbildung spannend und anregend zu transportieren. Was die Verantwortlichen antreibt, beschreibt die Initiative so: „Noch wichtiger als Wissen ist Neugier. Der Drang, Neues zu erfahren und zu hinterfragen. Und genau das wollen wir mit unserer Arbeit stärken. Wenn sich Menschen trauen, den Dingen auf den Grund zu gehen, kritisch zu sein und das zu äußern, ist im Umgang mit Medien viel gewonnen.“

Die Dringlichkeit des Themas ist belegt: Falschinformationen oder gezielt gestreute Desinformation verbreiten sich laut einer Untersuchung des Massachusetts Institute of Technology (USA) zum Netzwerk X, ehemals Twitter, sechsmal schneller als echte Nachrichten. Das ist, als würde ein ICE die Strecke München-Berlin in nur 40 Minuten statt der durchschnittlichen vier Stunden zurücklegen.

In diesem Informationswettlauf mit der Zeit bleibt vor allem eine Frage: Was kann Desinformation und drohenden Infodemien entgegengesetzt werden? Eine Antwort sind Bildungsinitiativen wie SPREUWEIZEN. Sie befähigt junge Menschen und auch Erwachsene, Informationen bewusst wahrzunehmen, sie kritisch zu verarbeiten und Medienmechanismen besser zu verstehen.